"Schwimmen Tote immer oben?" von Michael Tsokos

Wenn am Sonntagabend der „Tatort“ die Fernsehzuschauer an die Bildschirme fesselt und das beliebte Ermittlerteam aus Münster auf die Jagd nach Verbrechern geht, ist beste Krimiunterhaltung garantiert. Denn nicht nur, dass jeder Fall gelöst werden kann, kommt beim Zuschauer gut an. Auch der Einblick in die Arbeit des mit viel Humor agierenden Teams unterhält außerordentlich gut. Aber warum trifft man den arroganten Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nie in seinem Institut am Schreibtisch an? Und wieso ist dieser immer nur mit seinem Untermieter, dem wortkargen Kommissar Frank Thiele (Axel Prahl) unterwegs? Fragen, auf die der Leser ausgerechnet von Michael Tsokos eine Antwort erhält und dadurch die Arbeit eines Rechtsmediziners mit ganz anderen Augen betrachten kann. 

„Schwimmen Tote immer oben?“ ist nach „Sind Tote immer leichenblass?“ das zweite Buch des Berliner Rechtsmediziners Michael Tsokos, der über die häufigsten Irrtümer in der Rechtsmedizin aufklärt. Schon allein die Tatsache, dass in Professor Boernes Refugium regelmäßig nur ein einziger Leichnam auf dem Seziertisch liegt, stimmt in der Praxis nicht. Hier sind es wesentliche mehr Tote, die untersucht werden müssen und nicht nur, weil ihr Ableben auf unnatürlichem Weg vollzogen worden ist. Aber auch das erwartete Wasser in den Lungen von Ertrunkenen ist ein Effekt heischendes Hirngespinst. Denn die nah am Herzen befindlichen Organe sind nach einem Ertrinkungstod mit Luft ballonartig überbläht, weil das eingeatmete Wasser aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten über die Lungenbläschen ins Blut abströmt. 

30 Irrtümer sind es insgesamt, denen Michael Tsokos den Garaus macht und die er untermalt mit lustig-makabren Illustrationen von Christoph Kellner in seinem Buch widerlegt. Dabei stört es wenig, dass er ab und an einen Paragrafen zitiert oder einen wissenschaftlichen Fachbegriff für seine Erklärungen nutzt. Denn seine Ausführungen sind stets verständlich und mit einfachen Beispielen unterlegt, sodass der Leser die von ihm dargelegten Fakten jederzeit gut nachvollziehen kann. Wer nun aber glaubt, dass mit dem fachkundigen Blick in die Rechtsmedizin dem Krimiliebhaber die Freude an kreativ erdachten Mordgeschichten genommen wird, der irrt ein zweites Mal. Auch nach der Lektüre von dem leider viel zu kurz geratene Buch wird er die gut ausgeschmückten und spannend in Szene gesetzte Krimis lieben, obgleich er es dann besser weiß. 

Fazit:
Ein unterhaltsames Sachbuch für alle Krimiliebhaber, die wissen wollen, was in der Rechtsmedizin wirklich geschieht und warum Tote nicht mit dem Körper nach oben im Wasser schwimmen. 

Sonntag, 17. November 2019

1 Kommentar:

  1. Das Buch klingt richtig gut und als Krimileserin muss ich das haben!
    LG
    Sabienes

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