Rudolph Paul Pleil war ein bekannter Serienmörder, der sich selbst als bester Totmacher Deutschlands sah. Für Fotografen stets herausgeputzt, mit geradem Rücken und von der besten Seite gezeigt, offenbarte der psychopathische Egozentriker seinen nie versiegenden Geltungsdrang. Deshalb kratzte es an seinem Ego, als man ihm die im Zuchthaus gestandenen Frauenmorde nicht abnahm. Doch seine geschilderten Beschreibungen der begangenen Taten waren so real, dass es zu einer Überprüfung kam und Pleil im Jahr 1950 erneut wegen Mordes angeklagt worden ist. 15 Tötungen an Frauen konnten ihm nachgewiesen werden, weshalb er im Jahr 1950 eine lebenslange Haftstrafe bekam.
In „Nur Heringe haben eine Seele“ hat der Autor Fred Sellin das Leben des Rudolph Paul Pleil noch einmal Revue passieren lassen. Angefangen mit seiner Kindheit, die von der Alkoholsucht des Vaters und den kargen Mitteln zum Lebensunterhalt geprägt worden ist, über seine Zeit bei der Marine, die durch erste Diebstähle und auftretende Epilepsieanfälle schnell beendet war, bis hin zu seiner Zeit als Grenzgänger, in der er Frauen überfallen, missbraucht und seinen Angaben nach erste Morde begangen hat. Stationen eines Lebens, das mit 23 Jahren durch die Verurteilung wegen Mordes an einem Kaufmann nur noch hinter Gittern stattgefunden hat.
Mit der Wahl, Rudolph Paul Pleil als Ich-Erzähler über begangene Taten berichten zu lassen, gelingt es Fred Sellin, dem Leser einen umfassenden Einblick in die abartige Gedankenwelt des vielfachen Mörders zu gewähren. Basierend auf Ermittlungs- und Gerichtsakten und auf Aufzeichnungen von Rudolph Pleil selbst hat er in einer einfach gehaltenen und mit vielen Obszönitäten versehenden Sprache den triebgesteuerten Totmacher die Lebensbeichte ablegen lassen. Eine Lektüre, die nicht einfach zu lesen und noch viel schwerer zu ertragen ist. Dabei ist Rudolph Pleil nicht der Einzige, der in der Nachkriegszeit die Morde an unzähligen Frauen beging. Auch seine Komplizen und Mitangeklagten Karl Hoffmann und Konrad Schüßler trifft eine enorme Schuld, da auch sie an den bestialischen Taten beteiligt waren.
Fazit und Bewertung:
Ein schwer zu verdauender Roman, der auf Tatsachen beruht und nicht für jeden Leser geeignet ist. Denn Fred Sellin nimmt sich die Ausdrucksweise und die ordinäre Sprache des Serienmörders Pleil in allen ihren Details an, was zum einen sehr authentisch wirkt, zum anderen aber eine enorme Abscheu beim Lesen erzeugt.
Sonntag, 07. März 2021
Das klingt ja wirklich gruselig. Es ist schon ein Unterschied, ob man solche Tathergänge in einem normalen Krimi liest. Oder ob sie wirklich im realen Leben stattgefunden haben.
AntwortenLöschenLG
Sabiene
Gruselig ist das richtige Wort. Es war nicht einfach, das Buch zu lesen. Ich musste es öfter weglegen. Fred Sellin hat sich wirklich Mühe gegeben, viel recherchiert und sich in die Psyche des Serienmörders versetzt. Trotzdem kann ich dieses Buch nur bedingt empfehlen, da es fast schon zu authentisch und dadurch schwer zu lesen ist.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Thea