"Zerrissen" von Michael Tsokos

Die kleine Siara Zhou wird in der Wohnung ihrer Mutter schwer verletzt. Obwohl diese behauptet, dass das aufgeweckte Mädchen verunfallt ist, zieht der behandelnde Arzt einen Gutachter hinzu. Den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel, der das knapp zweijährige Kind untersucht und feststellen muss, dass es von fremder Hand misshandelt worden ist. Ohne mit seiner Kollegin Sabine Yao zu sprechen, die als Tante von Siara ein persönliches Interesse an dem Fall hat, sagt Fred Abel vor Gericht aus. Die folgenschweren Untersuchungsergebnisse, die er dort vor aller Augen präsentiert, sorgen von nun an dafür, dass das Verhältnis zu seiner engsten Mitarbeiterin gespalten ist.

Fast zur gleichen Zeit findet Abels alter Freund, der Privatermittler Lars Möwig, in seinem Kickboxclub eine grausam zugerichtete Leiche vor. Eingenäht in einem Boxsack, der mit Schlagstöcken malträtiert worden ist, bietet sie einen Anblick, den der hartgesottene Einzelkämpfer nicht so schnell wieder vergessen wird. Mit der Bitte, ihm zu helfen, ruft er den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel an, wodurch dessen Familie schon bald in eine lebensgefährliche Situation gerät. Denn die aufgenommenen Ermittlungen gegen einen libanesischen Drogen-Clan haben auch fatale Folgen für sie.

„Zerrissen“ ist nach "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen der vierte Band der Fred Abel-Reihe, in der Michael Tsokos auf der Grundlage wahrer Verbrechen eine nervenaufreibende Thrillerhandlung erzählt. Dabei scheut er sich nicht, neben Tätern und Opfern auch die Missstände zu benennen, die bei der Verbrechensbekämpfung an der Tagesordnung sind. Gleichzeitig bietet er einen Einblick in seine Tätigkeit, die nicht für jeden Leser gleichermaßen geeignet ist und spart weder an unschönen Details, noch lässt er die Gefahren außen vor, die mit diesem Job verbunden sind.

Superspannend, unter Nennung von Ort und Zeit geht Michael Tsokos dazu vor und schildert, was in einem Berliner Kickboxclub geschehen ist, wie die Beteiligten damit umzugehen versuchen und welche Ermittlungen der Privatermittler Lars Möwig anstellt. Nebenher verläuft ein weiterer Handlungsstrang, der den Fall eines schwer verletzten Mädchen zum Inhalt hat und Gefühle freilegt, die weder für die Angehörigen, noch für den unbeteiligten Leser zu ertragen sind. Das alles wird in knapp gehaltenen Sätzen, mit vielen Informationen und lebendigen Dialogen erzählt und schafft es, ein Kopfkino zu entfachen, das unangenehm tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

Fazit und Bewertung:
Eine gelungene Kombination aus Spannung und Realität, die zu jeder Zeit Gänsehaut erzeugt und nach dem Lesen noch lange Zeit nicht vergessen ist. 

Freitag, 11.12.2020

 

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