An einem regnerischen Novembertag erhält Privatdetektiv Willi Hübner Besuch von einer vornehmen Dame. Mit Tränen in den Augen bittet sie ihn, nach ihre Tochter Ameli zu suchen. Die 25-jährige Studentin ist nach einem Event im Amsterdamer Pianola Museum nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Alle Versuche der Polizei sie zu finden, waren erfolglos. Ameli blieb verschwunden und wurde für tot erklärt. Ein Fall, der die sich im Verlaufe der Ermittlungen als überaus zäh und gefährlich erweist. Denn Amelis Akte befindet sich auf höchster Ebene unter Verschluss, während Willi Hübner mehrfach gewarnt und zusammengeschlagen wird. Doch ein Haudegen, wie er gibt nicht auf und wird letztendlich von der Lösung des Falls mehr als nur überrascht.
„Tote spielen kein Klavier“ ist der Auftakt für Privatdetektiv Willi Hübner, der einst in Deutschland als Kriminalkommissar tätig war. Allerdings nur solange, bis er durch einen unrühmlichen Vorfall seinen Job verloren hat. Seit dem fristet er sein Dasein auf einem heruntergekommenen Hausboot in Amsterdam, wo er gemeinsam mit seinem Kater Herr von Bödefeld wohnt. Sein Schöpfer Kees van Kikkerland ist ein deutsche Moderator und Journalist, der seit über 15 Jahren ebenfalls in Amsterdam zu Hause ist. Ernst-Marcus Thomas, wie er im wahren Leben heißt hat mit seinem Fahrradfahrenden Detektiv einen Ermittler geschaffen, der in keine Schablone passt. Mit seinem babyblauer Trenchcoat, den er Tag und Nacht trägt und einem Motorola Handy, das Museumswert besitzt, erscheint er genauso skurril, wie sein aktueller Fall.
Doch nicht nur Willi Hübner als stets ein wenig derangiert wirkender Detektiv sorgt dafür, dass der Leser während der Suche nach Ameli gut unterhalten wird. Auch alle weiteren Figuren sind jede für sich gesehen ein Unikat. Wie der schmalzlockige Bürgermeister, in dessen Vision einer exquisiten und eindrucksvollen Stadt der abgewrackte Privatdetektiv überhaupt nicht passt oder der Museumsdirektor Gerrit Beelen, dessen penetranter Lavendelduft sämtliche Sinne zu vernebeln vermag. Aber auch Amelis stark tätowierter Exfreund, der als Coffeeshopbesitzer dubiosen Geschäften nachgeht oder ein niederländische Radiomoderator namens Walter, der stets einen guten Tropfen in petto hat, wurden mit allen ihren Eigenarten gut in Szene gesetzt. Nur die Spannung kommt bei diesem Sammelsurium an überspitzt gezeichneten Charakteren zu kurz, was aber vor allem den Anhängern von Cosy-Krimi nicht stören wird.
Fazit und Bewertung:
Ein gemütlicher Amsterdam-Krimi mit viel Atmosphäre, einem undurchsichtigen Fall, schrulligen Figuren und passendem Humor. Bei diesem Buch ist ein unterhaltsamer Leseabend garantiert.
Samstag, 18. Juli 2020
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