"Sommernachtstod" von Anders de la Motte

 Sommernachtstod von Anders de la MotteKurz vor seinem fünften Geburtstag verschwindet der kleine Billy Nielsson spurlos. Von seinen Eltern unbeobachtet, nimmt er die Verfolgung eines Kaninchens auf und wird von einem Maisfeld verschluckt. Die Suche nach ihm bringt kein Erfolg und auch akribisch geführte Ermittlungen der Polizei ändern nichts daran. Billy taucht nicht wieder auf und das Leben in einem südschwedischen Dorf nimmt ganz allmählich wieder seine gewohnten Züge an. Erst zwanzig Jahre danach, als Billys ältere Schwester Vera auf einen angeblichen Freund ihres vermissten Bruders trifft, kommt Bewegung in den zu den Akten gelegten Fall. Ohne über die Folgen nachzudenken, spioniert sie dem Unbekannten nach und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das ungeheuerlich ist.

"Sommernachtstod" ist ein düsterer Kriminalroman, der von einer deprimierenden Grundstimmung getragen wird und aufgrund einer in ihm verarbeiteten Tragödie ohne spektakuläre Szenen auskommt. Denn das, was eine Familie in den achtziger Jahren im schwedischen Reftinge erlebt, ist für sich gesehen schon dramatisch genug. So wird der Leser gleich zu Beginn des Buches Zeuge, wie die einst glückliche Gemeinschaft an mehreren Schicksalsschlägen zerbricht und lange Zeit braucht, um ihre Verluste verkraften zu können. Angefangen mit dem kleinen Billy, der an einem schönen Sommerabend plötzlich verschwunden ist, über seine schwer angeschlagene Mutter, die sich einige Zeit später das Leben nimmt, bis hin zu seinem Geschwistern, die es in die Fremde treibt. 

Alle diese auf eine nicht wieder gut zu machende Schuld beruhenden Ereignisse werden in zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt. Dabei wird zum einen ein ungeschönter Blick in die Vergangenheit gewährt, wo der vierjährige Billy vom Jagdfieber getrieben, das elterliche Grundstück verlässt. Andererseits werden die Geschehnisse in der Gegenwart aufgerollt und mit ihnen ein mörderisches Komplott, dessen Drahtzieher enorm gefährlich sind. Das Ganze wird um einen unbekannten Briefeschreiber ergänzt, der erst ganz zum Schluss enttarnt werden kann und um eine Handvoll Verdächtige, deren Motive nicht immer erkennbar sind. Ein eher unspektakulärer dafür aber umso nervenaufreibender Kriminalroman, der tief in die Gefühlswelt seiner Figuren blicken lässt.

Fazit:
Ein wunderbar atmosphärischer Schwedenkrimi mit einer düsteren Grundstimmung, der trotz einiger Längen durch seinen rätselhaften Verlauf zu fesseln versteht.

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