"Ostfriesenangst" von Klaus-Peter Wolf

https://www.fischerverlage.de/buch/ostfriesenangst/9783596190416
Die Schüler eines Bochumer Gymnasiums sind mit ihrem Lehrer zu einer Wattwanderung unterwegs, um neben der körperlichen Ertüchtigung auch etwas für ihre Teambildung zu tun. So jedenfalls hat es sich Oberstudienrat Bollmann gedacht, der mit vierzehn Schülern und einer Lehrerin in die Untiefen des Wattenmeers aufbricht. Dabei hat er doch glatt die drohende Gefahr des heimtückischen Fahrwassers unterschätzt. Und so geschieht es, dass er von der aufkommenden Flut mitgerissen wird, während sich der Rest der Gruppe mit Mühe und Not retten kann. Doch nur kurze Zeit später wird sein Köper von Rettungskräften aus dem Meer gefischt und zwei in ihm steckende Pistolenkugeln zeugen davon, dass das zunächst vermutete Unglück gar keines war. Doch wer von den Anwesenden hat den Lehrer so sehr gehasst, dass er ihm das Leben nahm?

"Ostfriesenangst" ist der sechste Fall mit Kriminalkommissarin Ann Kathrin Klaasen, die während der turbulent verlaufenden Ermittlungen ihre Familie völlig vergisst. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie durch ihre Gedankenlosigkeit das Missfallen ihres Sohnes erregt, da sie trotz Vorwarnung in seine Party platzt oder den verletzten Lebensgefährten erst nach Stunden im Krankenhaus besucht, weil er etwas zum Lesen braucht. Eine Polizistin, die weiß, was sie will, dafür aber ohne nachzudenken ihr Privatleben riskiert. Doch nicht nur die Figur der engagierten Kommissarin wurde mit vielen menschlichen Schwächen und einem eigensinnigen Charakter angelegt. Auch ihr Marzipan vernichtender Chef Ubbo Heide oder ihr machohafter Kollege Rupert erscheinen sehr lebensecht und sorgen dafür, dass der Leser ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen kann.

Der Fall ist spannend konstruiert und versteht es, den Leser lange Zeit an das Buch zu fesseln. Dabei entwickelt sich das, was zunächst wie ein Racheakt mehrerer Schüler aussieht, schon bald zu einer handfesten Verbrechensserie, die mit überraschenden Wendungen, zwielichtige Gestalten und viel krimineller Energie in Erscheinung tritt. Hinzu kommen ein flüssiger Schreibstil, der mit einigen humorvollen Dialogen versehen, Spannungsschwächen zu überbrücken versteht sowie jede Menge bildhafte Beschreibung von Orten und Figuren, die dafür Sorge tragen, dass der Leser mitten im Geschehen ist und neben den nervenaufreibenden Ereignissen auch die überkochenden Gefühle regelrecht spüren kann.

Fazit:
Ein atmosphärischer Regionalkrimi, der zwar in Sachen Glaubwürdigkeit nicht immer überzeugt, dafür aber mit wunderbar authentischen Figuren und einer akribischen Ermittlungsarbeit punkten kann.

Mittwoch, 27. Februar 2019

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