"Nebelmord" von Yrsa Sigurðardóttir

Stóridrangur, eine winzige Leuchtturminsel vor der Südküste Islands. Vier erwachsene Menschen verbringen auf ihr eine Nacht von feindseligen Naturgewalten und nadelspitzen Felsen umgeben. Ein Abenteuer, das ein böses Ende nimmt. Denn am nächsten Morgen ist einer von ihnen verschwunden und niemand weiß, ob er einem Unfall zum Opfer gefallen ist oder gar einem Mord.

Etwa zur gleichen Zeit: Eine Familie kommt aus dem USA-Urlaub nach Reykjavik zurück. Ihr Haus haben sie für die Dauer der Reise an eine amerikanische Familie vermietet. Zunächst scheint alles normal. Doch nach und nach häufen sich die Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Gegenstände sind verschwunden, die Katze der Familie wurde vernachlässigt, im nahe gelegenen Sommerhaus gehen seltsame Dinge vor. Der Familienvater wird zusehends nervös, aber niemand teilt seine Bedenken, bis es zur Katastrophe kommt.

"Nebelmord" ist ein sehr atmosphärischer Thriller von der isländischen Krimiautorin Yrsa Sigurðardóttir, die es schafft, eine anfangs harmlose Ausgangslage immer gefährlicher werden zu lassen. Dazu beschreibt sie das Felseneiland derart detailliert, dass der Leser aufgrund der dort herrschenden Enge und Ausweglosigkeit eine stetig wachsende Beklemmung fühlt. Aber auch die beiden anderen, nebenher laufenden Erzählstränge sind mit enormer Spannung gefüllt und bauen sich durch beunruhigende Ereignisse katastrophengleich vor dem inneren Auge des Lesers auf.

Denn auch der dritte Strang hat es in sich und erzählt von den Ermittlungen einer jungen, bei ihren Kollegen unbeliebten Polizistin in einem längst zu den Akten gelegten Fall, nachdem ihr Mann völlig überraschend einen Selbstmordversuch unternommen hat. Alle drei geschilderten Szenarien sind gleichermaßen erschreckend und beunruhigen ungemein. Die unwirtliche Felseninsel, die zu eng für vier Besucher ist, das subtil veränderte Haus der Familie, die zunächst fröhlich aus dem Urlaub kommt und der staubige Aktenkeller mitsamt dem Krankenhaus, zwischen denen die Polizistin pendeln muss sowie die Garage, in der sich ihr Mann das Leben nehmen wollte.

Alle diese Orte werden von Yrsa Sigurðardóttir gut in Szene gesetzt, behutsam immer weiter aufgebaut und mit kleinen gruseligen Details versehen, bis es überall kribbelt beim Lesen. Dass es einen Zusammenhang zwischen allen drei Ebenen gibt, ahnt der Leser schnell. Doch eine Einordnung fällt ihm schwer. Bis es zum unweigerlichen Finale kommt, das dramatisch und blutig verläuft. Zwar kann die Auflösung des Falls nicht mit dem grandios erzählten Rest der Geschichte mithalten, dennoch ist "Nebelmord" packend bis zum Schluss.

Fazit:

Ein unterhaltsamer, teilweise sehr beklemmender und superspannender Thriller, der mit seiner dichten und packenden Atmosphäre für jede Menge Gänsehautmomente sorgt.




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