"Frevelopfer" von Arnaldur Indridason

In Reykjavik wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der mit nichts weiter bekleidet ist, als mit einem blutigen Shirt, auf dem „San Francisco“ steht. Dafür zeugen Spuren einer Liebesnacht davon, dass es vor seinem Tod im Schlafzimmer ordentlich zur Sache ging. Kommissarin Elínborg übernimmt die Ermittlungen und findet neben einem Damenhalstuch eine Vergewaltigungsdroge in der Wohnung des Toten vor, von der auch Spuren in seinem Rachen gefunden worden sind. Hat etwa die noch unbekannte Frau den jungen Telefontechniker umgebracht?

„Frevelopfer“ ist ein ruhiges Buch, in dem der Schwerpunkt auf die Ermittlungstätigkeit einer sonst eher am Rande agierenden Kommissarin gelegt worden ist. Doch wer glaubt, dass dieses Buch dadurch langweilig wird, der irrt. Denn ein grausamer Mord und die damit verbundene Geschichte sorgen dafür, dass der Leser bestens unterhalten wird. Dabei nutzt Arnaldur Indridason lediglich einen Handlungsstrang und berichtet die Ereignisse aus Kommissarin Elinborg Sicht. Mit dieser inzwischen selten gewordenen Art zu Erzählen ist der Leser dicht am Geschehen und verfolgt unmittelbar, welche Fortschritte und Rückschläge es in den Ermittlungen gibt.

Daneben steht auch das Privatleben von Elinborg im Fokus des Geschehens und mit ihm die Konflikte einer vierfachen Mutter, die beruflich stark gefordert ist. Ohne viel Aufhebens um ihren Job zu machen, kämpft Elinborg mit den Problemen ihrer inzwischen zu Jugendlichen herangewachsenen Kindern und muss viel zu oft gestehen, dass sie nicht alles richtig macht. Eine interessante Nebenhandlung, die dem gut durchdachten Fall zusätzlich Tiefe verleiht, für Fans von actionreichen Büchern allerdings nicht geeignet ist. Deshalb kann „Frevelopfer“ vor allem den Lesern empfohlen werden, die psychologisch durchdachte, emotional ansprechende und atmosphärisch dichte Kriminalromane mögen, die mit einem gut dosierten gesellschaftskritischen Hintergrund verbunden sind.

Fazit:
"Frevelopfer“ ist ein Kriminalroman, der tief in die Ermittlungsarbeit der isländischen Polizei blicken lässt und es versteht, den Leser in die Handlung hineinzuziehen. Vollgepackt mit realistisch geschilderten Szenen vermag ein gutes Bild der in Island herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu vermitteln.

Mittwoch, 22. Mai 2019


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