"Vanitas - Schwarz wie Erde" von Ursula Poznanski


Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe auch die in ihrem Alltag vermisste Sicherheit spüren kann. Denn nur ein Jahr zuvor wurde sie bei einem Einsatz gegen das organisierte Verbrechens als Polizeispitzel enttarnt, weswegen sie nun, nach ihrem fingierten Tod, ein Dasein unter falschem Namen fristen muss. Doch die Angst, entdeckt zu werden, ist immer da, wie auch der Kontaktbeamte der Polizei, der sie völlig unverhofft für einen neuen Auftrag nach München schickt. Eine Routineangelegenheit, wie er meint, die sich aber viel zu schnell als gefährlich entpuppt und ihre lange Zeit gut funktionierende Tarnung viel zu sehr auf den Prüfstand stellt. 

Die aussagekräftige Sprache der Blumen hat Ursula Poznanski für ihren ersten Fall mit einer untergetauchten Polizeiinformantin genutzt, die auf diese ungewöhnliche Weise mit ihrem Auftraggeber kommuniziert. Eine weiße Rose für das Schweigen, eine Distel für die Kraft oder eine Studentenblume, die den Tod symbolisiert. Doch trotz dieser nur für Eingeweihte funktionierenden Verständigung ist die in Wien untergetauchte Carolin Bauer während ihres neuen Auftrages in der bayerischen Landeshauptstadt ganz allein. Deshalb sieht sie sich regelmäßig auf der Straße um, verkleidet sich, damit sie niemand erkennt und lebt mit einem Gefühl von Misstrauen und Angst, das sie die Aussicht auf ein normales Leben vergessen lässt. Und genau dieser Zwiespalt, der sie einerseits ungemein tough erscheinen lässt und andererseits eindrucksvoll beweist, dass sie nervlich völlig am Ende ist, nimmt den Leser jederzeit für sie ein und sorgt dafür, dass er gemeinsam mit ihr hofft und bangt. 

„Vanitas - Schwarz wie Erde“ ist ein Thriller, dessen Plot viele interessante Aspekte und handfeste Verbrechen enthält, der aber in Sachen Spannung zu seicht geraten ist. Angefangen mit einem Polizisten, der stets seine schützenden Hände über die ermittelnde Blumenhändlerin hält, über eine Nachbarin, die erst viel zu spät verrät, wer sie wirklich ist, bis hin zu einer erst am Ende auftauchenden Gefahr, schleppt sich die Handlung ohne den erwarteten nervenaufreibenden Kampf ums Überleben dahin, was angesichts der Vorgeschichte von Carolin Bauer enorm schade ist. Hier wurde Einiges an Potenzial verschenkt, obwohl die Autorin die auftretenden Flauten durch ihren ungemein fesselnden Schreibstil gut kompensieren kann. Auch sorgt ein, lange Zeit ungewisser Verlauf in Zusammenhang mit einer Reihe an Tötungsdelikten sowie einer pikanten Familiengeschichte dafür, dass die Neugier des Lesers nicht zum Erliegen kommt.

Fazit: 
Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs mit einer interessanten Ermittlerin, ungewöhnlichen Kommunikationsmethoden und einer verzwickten Mordserie zu fesseln versteht.

Dienstag, 05. März 2019



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