"Die Wellenreiter: Geschichten aus dem neuen Deutschland" von Wladimir Kaminer

Im ersten Coronaherbst ging es Wladimir noch gut. Seine Lesereisen fanden mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand statt. Gefährdeten Städte schaffte er, zu verlassen, bevor sie zum Risikogebiet erklärt worden sind. Und die ihm drohende Quarantäne bezwang er mühelos. Doch irgendwann war auch seine Glückssträhne vorbei. Plötzlich schaute Wladimir vom heimischen Wohnzimmer zu, wie der Kampf gegen die unsichtbare Virenbedrohung immer verrückter wurde und das ganze Land in einen kontaktarmen Winterschlaf verfiel.

Bereits in der „verlorene Sommer“ hat Wladimir Kaminer den Alltag der Coronauten beschrieben und ist dabei mit viel Witz und Herz zu Werke gegangen. Diesmal setzt er noch eine Schippe drauf und berichtet von Infektionszahlen und Hygienekonzepten, von Impfpriorisierungen und Anwesenheitsdokumentation. Und wie es ist, nicht mehr niesen zu dürfen, ohne gleich ein Aussätziger zu sein. Ein Kampf wie David gegen Goliath. Nur, dass neben einst gut funktionierenden Familien auch ganze Brachen in den Ruin getrieben werden, in der Hoffnung, den unsichtbaren Feind besiegen zu können.

Mit einer guten Beobachtungsgabe, dem Gespür für erzählenswerte Details und einer ordentlichen Portion Humor gelingt es Wladimir Kaminer, die Änderungen in unserem pandemiegeprägten Leben so darzustellen, dass sich jeder in seinen Geschichten wiederfindet. Sei es als Hypochonder, der sämtliche Coronasymptome durchlebt, in der heimischen Küche bei Homeoffice und Onlineunterricht oder in der Rolle des folgsamen Bürgers, der in der Öffentlichkeit brav den rot markierten Pfeilen folgt.

Fazit und Bewertung:
„Die Wellenreiter: Geschichten aus dem neuen Deutschland“ ist eine amüsante, aber auch kritische Betrachtung unseres pandemiegeprägten Alltags, in dem ein Lockdown den nächsten jagt und die Coronastatistik die Nachrichten bestimmt.

Samstag, 16. Oktober 2021

 

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