"Der Schatten" von Melanie Raabe

Jeder Mensch ist in der Lage ein Mord zu begehen, wird es aber wegen seiner moralischen Grundsätze nicht tun. Eine These, die Norah gut kennt und deshalb zweifelt die versierte Journalistin voller Überzeugung daran, dass eine alte Bettlerin mit ihrer Prophezeiung Recht behält. Denn diese hat ihr vorhergesagt, dass sie am 11. Februar einen Mann namens Arthur Grimm töten wird. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund. Doch anstatt die merkwüdige Begegnung so schnell wie möglich zu vergessen, wird Norah von nun an mit seltsamen Dingen konfrontiert und trifft eines Tages tatsächlich einen Mann mit dem Namen Arthur Grimm. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und Norah erkennt, dass sie zum Spielball einer perfiden Intrige geworden ist.

Melanie Raabe ist ein Garant für psychologisch ausgefeilte Geschichten. Bereits in ihrem Erstling "Die Falle" hat sie ihre Figuren gnadenlos in die Irre geführt und sie im Unklaren darüber gelassen, wer einst eine junge Frau ermordet hat. Nun in ihrem dritten Thriller knüpft sie nahtlos an die sonderbaren Geschehnisse im Haus einer Bestsellerautorin an und lässt eine gestandene Journalistin einen wahren Höllentrip durch die eigene Psyche erleben. Ein beklemmendes Katz-und-Maus-Spiel dessem Ende keinesfalls vorherzusehen ist und mit einer unerwartet simplen Lösung überrascht.

Das verworrene Geschehen wird aus der Sicht von Norah erzählt, die als Figur selbst nicht sehr sympatisch ist, sondern eher als eine verschlossene Einzelgängerin gilt. Deshalb geschieht es auch, dass sie ihre Freunde am Tag der Entscheidung abserviert und in eigener Regie den Verlauf einer überaus gefährlichen Mission bestimmt. Doch bevor die Wahrheit durch ein geschicktes Täuschungsmanöver ans Tageslicht tritt, entwickelt sich die Handlung eher unspektakulär bis die Story plötzlich an Fahrt gewinnt und durch die in ihr enthaltene Dynamik nicht mehr aufzuhalten ist. 

Gelesen wird der eher unralistische dafür aber gut funktionierende Thriller von Katja Bürkle, die den Hauptteil der seltsamen Geschichte übernimmt und von der Autorin Melanie Raabe selbst, welche sich zwar in der Rolle von Norah redlich Mühe gibt, die Vertonung ihrer Hauptfigur in Zukunft aber lieber einem Profis überlassen sollte.  Dafür brilliert Katja Bürkle als Erzählerin mit viel schauspielerischen Talent und verleiht der abgründigen Geschichte genau das richtige Maß, um trotz ruhiger Abschnitte fesselnd zu sein.

Fazit:
Ein beklemmendes Thrillerhörbuch, dessen Geschichte zwar einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen, dann aber nicht mehr zu bremsen ist.

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