"Der Kratzer" von Oliver Ménard

Sieben Jahre ist es her, dass Kriminalkommissar Tobias Dorn einen Serienmörder fassen konnte, der in die Haut seiner Opfern Botschaften ritzt. Seit dem hat niemand etwas von dem in Polen gefassten Täter gehört, der hoffentlich noch lange Zeit hinter Gittern verbringt. Doch an dem Tag, an dem Dorns Exfrau Jasmin in die Fänge eines Psychopathen gerät, ist sich der Berliner Kommissar sicher, dass er einem Trugschluss erlegen ist. Denn ausgerechnet den Namen ihrer fünfjährigen Tochter Emma hat der Kratzer in Jasmins Oberschenkel geritzt, weswegen Dorn nun um ihr Leben fürchten muss. Deshalb setzt gemeinsam mit der Journalistin Christine Lenève alles daran, den Täter zu stellen und plötzlich gerät auch sie in höchste Gefahr.

"Der Kratzer" ist ein superspannender Thriller und der dritte Einsatz für die hart am Limit agierende Christine Lenève, die immer viel zu schnell in gefährliche Situationen gerät. Warum das so ist und wie sie ihren inneren Dämonen beikommen kann, erfährt der Leser im Verlaufe des Geschehens und wird ganz zum Schluss, genau wie sie, mit einem neuen traumatischen Vorfall konfrontiert. Eine toughe Frau, die neben ihrem selbstlosen Tun auch noch angenehm sympathisch ist und über eine hohe Intelligenz verfügt. Demgegenüber scheint Kriminalkommissar Tobias Dorn fast schon ein Waschlappen zu sein, obwohl auch er alles dafür tut, das mordende Monster zu stellen. Nur, dass er neben der knallharten Journalistin einfach nicht bestehen kann und deshalb auch nur eine untergeordnete Rolle bei der Ergreifung des Täters einnimmt.

Die Handlung selbst beginnt rasant und lässt in ihrem Tempo nur wenig nach, um ganz am Ende noch einmal voll aufzudrehen. Und die ganze Zeit über wird nicht nur der Täter, sondern auch der Leser über deutsche Ländergrenzen hinweg gejagt und muss mit ansehen, wozu ein Mensch fähig ist. Eine grausame Lektion, die Oliver Ménard mit vielen bildhaften Beschreibungen und knappgehaltenen Dialogen darzustellen versteht und das, ohne jemals unglaubwürdig zu sein. Vor allem deshalb erscheint der Thriller besonders hart und lässt Gefühle durchleben, die kaum zu ertragen sind. Aber auch einige stille und einhaltende Momente gibt es in diesem Buch, wie auch Menschen, die da sind, wenn man sie braucht. In einer Schreibweise erzählt, die nur so über die Seiten fliegen lässt und mit Figuren versehen, denen man sich als Leser unheimlich nahe fühlt, ist dieser Thriller ein nervenaufreibender Genuss.

Fazit.
Superspannend und intelligent konstruiert versteht es Christine Lenève dritter und letzter Fall, den Leser in seinen Bann zu ziehen und ihn jede Menge dramatische Momente durchleben zu lassen. Eine gute Empfehlung für Thrillerfans, die es hart und wendungsreich mögen.

Sonntag, 30. Dezember 2018

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