"Angst sollst du haben" von Peter Swanson

Henrietta und Lloyd ziehen in ein neues Haus, um ihrer verhängnisvollen Vergangenheit zu entfliehen. Ein Ortswechsel, der dringend notwendig ist und ihnen die nötige Ruhe verschaffen soll. Doch kaum sind sie in Dartford angekommen, hegt Henrietta einen schlimmen Verdacht. Ihr Nachbar Matthew, der als Geschichtslehrer an der Highschool tätig ist, scheint ein Mörder sein. Denn nach einem gemeinsamen Abendessen hat sie in dessen Arbeitszimmer eine Trophäe entdeckt, die von einem ermordeten Jugendlichen stammt. Henrietta, der niemand Glauben schenken will, beginnt Matthew zu beschatten und gerät bald selbst in größte Gefahr.

Angst sollst du haben“ ist ein ruhiger Thriller, der viel zu schnell verrät, was mit dem sympathischen Geschichtslehrer Matthew nicht stimmt und wie Henrietta damit umzugehen versucht. Doch an dem Punkt, an dem Matthew seine Achillesferse schonungslos offenbart, ist die Geschichte eines ungeheuren Verdachts längst nicht zu Ende erzählt. Bald gibt es einen weiteren Mord, Henrietta ist als Zeugin dabei und ihre Aussage auf der Polizeiwache erhält kein Gewicht, da ihre Vergangenheit im Wege steht. Eine verzwickte Situation, die Peter Swanson in den Mittelpunkt der weiteren Handlung stellt und somit die Vertrauenswürdigkeit seiner Hauptfigur gnadenlos untergräbt.

Die Künstlerin Henrietta, aus deren Sicht ein großer Teil des Thrillers geschrieben ist, erscheint weder sympathisch, noch sind ihre Handlungen glaubhaft in Szene gesetzt. Denn wer bitteschön stellt den Nachbarn zur Rede, weil er vermutet, dass dieser ein Mörder ist? Aber auch Matthew kommt in dieser Hinsicht nicht gut weg. Sein Geständnis gegenüber der unbekannten Nachbarin ist alles andere als durchdacht und völlig fehl am Platz. Deshalb fällt es lange Zeit schwer, einen Sinn in dem Besorgnis erregenden Durcheinander zu sehen, das erst am Ende seine Bedeutung erhält. Dafür macht der flüssige Schreibstil des Autors einiges wett und die Frage, ob Henrietta alles gut übersteht.

Fazit und Bewertung:
"Angst sollst du haben“ ist ein Thriller, mit dem Peter Swanson viel will und wenig erreicht. Denn der ungewöhnliche Aufbau mutiert zum Spannungskiller, während die Figuren blass und unglaubwürdig sind. Trotzdem verfügt die Geschichte des vermeintlichen Killers über einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert und profitiert von seiner Unvorhersehbarkeit.

Samstag, 03. April 2021

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung & Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden. Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://krimines-buecherblog.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.