„Es beginnt am siebten Tag“ von Alex Lake

Die Rechtsanwältin Julia hat einen zeitraubenden Job und schafft es nicht immer pünktlich zu sein. Wie an dem verhängnisvollen Tag, als sie zu spät in die Schule kommt und ihre fünfjährige Tochter Anna verschwunden ist. Die sofort eingeleitete Suchaktion und die mit ihr durchgeführte Befragung der Anwohner bringt nicht den gewünschten Erfolg. Niemand hat Anna gesehen oder bemerkt, ob sie von jemand abgeholt oder entführt worden ist. Sechs Tage lang wird Julia von Selbstvorwürfen geplagt und setzt sich zudem einem nicht enden wollenden Shitstorm in den Medien aus. Am siebten Tag ist Anna plötzlich wieder da. Doch anstatt Julia nun in Ruhe zu lassen, spitzt sich die Situation immer mehr zu und der Verdacht kommt auf, dass die Entführung von Anna nur der Beginn eines entsetzlichen Martyriums ist.

„Es beginnt am siebten Tag“ ist ein Thriller, der den Albtraum einer jeden Mutter Wirklichkeit werden lässt. Am frühen Morgen noch liebevoll geweckt, ist das eigene Kind am Nachmittag nicht mehr da. Eine Situation, die nicht nur ungemein an den Nerven zerrt, sondern die eigene Unfähigkeit in den Fokus der Gedanken stellt. Und genau diese Empfindungen erlebt der Leser hautnah mit und ist nach sechs Tagen Angst genauso erleichtert, wie die Mutter selbst, als die kleine Anna wieder auftaucht und zudem auch noch völlig unversehrt ist. Bis dahin aber bangt er gemeinsam mit ihr um das verschwundene Kind und ist entsetzt über die Welle von Anschuldigungen, die von fremden Menschen auf Julia hereinbricht. Doch anstatt an diesem Punkt das Drama zu beenden, hat Alex Lake weitere überraschende Wendungen eingebaut, durch die der Handlungsverlauf ordentlich an Fahrt gewinnt. Das alles wird wunderbar einfühlsam und lebensecht erzählt und so könnte man fast glauben, es ist einer dieser Fälle, der tagtäglich die Pressemeldungen bestimmt.

Neben den nachvollziehbar geschilderten Ereignissen stellen sich auch die Figuren als gut gewählt und treffend gezeichnet heraus. Angefangen mit Julia, die trotz ihrer fundierten Ausbildung zur Rechtsanwältin in der ungewohnten Situation öfter einmal zu unüberlegt und impulsiv reagiert, über ihren Mann Brian, der das Klischee des Muttersöhnchens perfekt bedient, bis hin zur kleinen Anna, deren Reaktionen und Dialoge wunderbar kindgerecht geraten sind, bringen sie viel Leben in das undurchsichtige Geschehen. Nur die Spannung bleibt trotz einiger Wendungen ab und an auf der Strecke, was an der ausufernden Schilderung der Beziehungsprobleme zwischen Julia und Brian und zwischen Julia und ihrer Schwiegermutter liegt.

Fazit:
„Es beginnt am siebten Tag“ ist ein dramatisch verlaufender Thriller, der eher ruhig, als actionreich in Erscheinung tritt, dafür aber durch die sich immer mehr zuspitzenden Spannungen zwischen seinen Figuren fesselnd unterhält.


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