Interview mit Leon Sachs für die große Facebook Krimi- und Thriller-Woche

Als Erstes möchten wir Leser immer den Menschen kennenlernen, der hinter dem Autorennamen steckt. Es wäre schön, wenn Sie sich kurz vorstellen und ein wenig von Ihrem beruflichen Doppelleben erzählen.
Aber gerne. Fangen wir mit Leon Sachs an! Er ist mein Autoren-Ich. Er hat lange daran gearbeitet, seinen ersten Thriller zu Papier zu bringen. Dieses Jahr ist es ihm gelungen. So lange gedauert hat es auch deswegen, weil Marc Merten so viel anderes zu tun hatte. Das ist mein bürgerlicher Name, mit dem ich als Journalist und Sportreporter unterwegs bin. Leider gelingt es mir nicht immer, dem einen so viele Freiräume zu gestatten, wie er gerne hätte, ohne den anderen zu vernachlässigen. Daran arbeite ich noch. Ich höre übrigens auf beide Namen, und das schon seit Jahren. Leon ist mein zweiter Vorname, Sachs der Mädchenname meiner Mutter. Leon Sachs ist also quasi mein zweiter Familienname.

Nun geht es ans Eingemachte. Wo und wann schreiben Sie am Liebsten? Welches sind Ihre Lieblingsautoren und haben Sie außer dem Schreiben von Büchern weitere Hobbys?
Oh, das sind viele Fragen auf einmal. Also, aktuell schreibe ich an meinem zweiten Thriller, weil ich als Sportreporter, der nicht bei der EM 2016 in Frankreich ist, im Juni viel Freizeit habe. Ich ziehe mich dann gerne in die Eifel zurück und schreibe abseits des Trubels. Ein Klischee, aber eines, das in meinem Fall voll zutrifft. Mit im Gepäck habe ich natürlich Bücher einiger meiner Lieblingsautoren: Daniel Silva, David Baldacci, Robert Harris. Die Bücher müssen zu der Stimmung passen, in der ich mein eigenes Buch schrieben will. Sonst würde mich das durcheinanderbringen. Aktuell bleibt da nicht viel Zeit für andere Hobbys. Wann immer ich kann (und Lust habe), gehe ich laufen oder spazieren. Das Hockeyspielen habe ich drangegeben. Und ans Klavier setze ich mich zu meiner Schande leider viel zu selten...

Wie ist die Idee zu dem Thriller „Falsche Haut“ entstanden und wie lange hat es gedauert, das Buch zu schreiben?
Wie würde jetzt ein Fußballer antworten? In einem Wort: sehr lange. Das lag daran, dass ich die Idee zum Buch schon vor vielen Jahren hatte. Ich bin in den Jahren nach meinem Studium häufig nach Frankreich gereist. Auf einer der Reisen entstand dann die Idee zum Buch. Dazu kamen viele Geschichten, die mir meine Großmutter erzählt hat. So ergab sich irgendwann eine entfernte Idee dessen, was später der Plot für „Falsche Haut“ wurde. Tatsächlich geschrieben habe ich das Buch dann in einem guten halben Jahr.

In den Kritiken zu Ihrem Buch wird vor allem die Detailgenauigkeit der geschichtlichen Ereignisse und Hintergründe gelobt. Wie haben Sie Ihre Recherchen betrieben? Hatten Sie Kontakt zu Zeitzeugen?
Die größte Zeitzeugin war meine Großmutter Vella Sachs, der ich das Buch gewidmet habe. Sie war eine polnische Jüdin, die nach dem Holocaust nach Deutschland gekommen war. Was sie mir erzählt hat, werde ich nie vergessen. Und dann, wie gesagt, war ich sehr häufig in Frankreich. Ja, ich habe jeden Ort, der in meinem Buch vorkommt, mehrfach besucht. Ich verhehle nicht, dass es mich sehr freut, wenn diese Details auch rüberkommen.

Ihr Thrillerdebüt wurde von den Lesern begeistert aufgenommen. In der Jüdischen Allgemeinen wurden Sie als der jüdische Dan Brown bezeichnet. Damit ist die Messlatte für ein neues Buch sehr hoch gesetzt. Wie geht man als Autor mit den plötzlich entstandenen Erwartungen um?

Puh, ja, der „jüdische Dan Brown“, da habe ich auch erst einmal geschluckt. (lacht) Es freut einen natürlich, wenn das eigene Debüt so positiv aufgenommen wird. „Falsche Haut“ war mir persönlich sehr wichtig. Ich wollte es unbedingt schreiben, egal, ob es ein Erfolg wird. Dass es nun so vielen Menschen gefällt, macht mir alleine schon deswegen so großen Spaß, weil es ein großer Ansporn für mein nächstes Buch ist.

Inzwischen haben Sie schon erste Buchlesungen hinter sich gebracht. Gab es auf ihnen besondere Erlebnisse oder Gespräche?

Die Lesungen sind in den letzten Wochen das Salz in der Suppe. Ich hatte mich schon vorher darauf gefreut und war nervös, wie die Zuhörer meine Art annehmen würden. Ich scheine ihnen aber nicht allzu viel Schmerzen zu bereiten, wenn ich lese. (lacht) Die Fragerunden sind immer ein Highlight. Ich habe erst letzte Woche auf der BIRLIKTE in Köln gelesen, einem Fest gegen rechtsextreme Gewalt. Nach einer halben Stunde Lesung habe ich noch mit einigen Zuhörern fast eine Stunde zusammengesessen und über Gott und die Welt diskutiert.

Haben Sie vor „Falsche Haut“ schon ernsthafte Schreibversuche unternommen und worum handelte es sich dabei?

Ihre Betonung liegt auf „ernsthafte“, oder? Wenn ja, dann möchte ich mich auf die Schreibversuche beschränken, die alle irgendwie mit „Falsche Haut“ zusammenhingen. Über den Rest hüllen wir den Mantel des Schweigens.

Auf Facebook zitieren Sie einen Song der Band Wise Guys, der davon handelt, eine Pause einzulegen. Im Anschluss daran verabschieden Sie sich in eine solche und versprechen, mit einem neuen Manuskript wiederzukommen. Was wird das für ein Buch sein?
Die Wise Guys sind eine herausragend tolle a-capella-Band aus Köln. Leider hören sie bald auf. Ich werde ihre Texte vermissen. Lustig und nachdenklich zugleich. Aber sei's drum, ja, ich arbeite an einem neuen Manuskript. Ich bitte schon jetzt alle britischen Freunde um Entschuldigung, aber ich lege Großbritannien in Schutt und Asche. Wieder ein Thriller, diesmal noch politischer, noch aktueller. Wenn der islamistische Terror Europa im Griff hat, aber der Terror gar nicht aus dem Nahen Osten kommt, sondern aus der Mitte unserer Gesellschaft. Ich glaube, davon sind wir nicht mehr weit entfernt, wie gerade erst die schlimme Tat in Orlando gezeigt hat.

Und ganz zum Schluss. Gibt es eine Frage, die ich nicht gestellt habe und die Sie gerne beantworten möchten?

Als Sportreporter würde ich mich wohl fragen, wer Fußball-Europameister wird. Und weil „Falsche Haut“ in Frankreich spielt, komme ich wohl nicht umhin, auf einen Heimsieg der Franzosen zu tippen. Jogi Löw soll es mir bitte nicht übelnehmen.

Vielen Dank für das tolle Interview.










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