„Die Witwe“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der die
Geschichte eines Verbrechens erzählt ohne, dass dieses bis ins letzte Detail
aufgeklärt werden kann. Dazu werden die Ereignisse durch verschiedene Figuren geschildert,
die zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu Wort kommen. Angefangen von der Ehefrau
des vermutlichen Täters, die durch einen Verkehrsunfall ihres Mannes inzwischen
zur Witwe geworden ist, über die auf eine Sensationsstory hoffende Journalistin
Kate, bis hin zu dem ermittelnden Polizisten wird jeder der Figuren abwechselnd
ein Kapitel gewidmet, wobei die Witwe als Icherzähler eine ganz besondere
Aufwertung erfährt. Eine bruchstückhafte Darstellung, die die Fantasie des
Lesers anregt und ihn dazu bringt, seine Sympathie und Antipathie für die
Figuren regelmäßig neu zu überdenken. Und wie in einem Puzzle werden die
einzelnen Stücke allmählich zu einem Ganzen zusammengefügt, wobei unweigerlich abweichende
Varianten entstehen, da persönliche Eindrücke und Empfindungen eine große Rolle
spielen. Aber nicht nur die Art des Erzählens, auch die Entwicklung der Figuren
ist interessant, da diese sich im Verlauf des Geschehens in ihrem Charakter
wandeln. So erlebt der Leser eine Frau, die zunächst naiv und wankelmütig agiert,
plötzlich aber mit Bedacht in Erscheinung tritt, während eine andere mit liebenswertem
Charme die nette Freundin spielt, um sich plötzlich in eine berechnende Furie zu
verwandelt. Nur die Spannung bleibt in diesem Wechselbad der Gefühle öfter auf
der Strecke, was aber in Anbetracht der verworrenen Erzählweise kein Wunder
ist.
Fazit:
Eine verzwickte Geschichte, die mit wechselnden Andeutungen
und Vermutungen genährt, wunderbar zwielichtig unterhält.
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