"So, und jetzt kommst du" von Arno Frank

Der Autoverkäufer Jürgen träumt von dem großen Geld. Er hat es satt, jeden Tag für lau zu schuften und zu erleben, wie trotz ehrlicher Arbeit der Schuldenberg wächst.  Deshalb entwickelt er einen verwegenen Plan und tatsächlich gelingt es ihm mit verschiedenen Geschäftsideen eine Menge Kohle einzufahren. Dass seine Methoden nicht legal sind, nimmt der Familienvater gerne in Kauf und erst, als es brenzlig wird, beginnt er die Reißleine zu ziehen. Mit Frau und Kindern wandert Jürgen nach Südfrankreich aus, um dem Auge des Gesetzes zu entgehen. Doch seine Flucht bringt wenig Erfolg. Denn bald ist das Geld aufgebraucht und die Ankläger befinden sich auf seiner Spur. Erneut packt die Familie ihre Sachen und eine Jagd durch Europa nimmt ihren Lauf, die keine Chance auf ein glückliches Ende hat.

„So, und jetzt kommst du“ spielt in den Achtzigerjahren, wo in einer beschaulichen Vorortsiedlung in der Nähe von Kaiserslautern die Familie Frank zu Hause ist. Mit der Erziehung ihrer drei Kinder haben es der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta nicht immer leicht. Alles kostet und gönnen will man sich auch noch was. So bleibt nichts weiter übrig, als sich einzuschränken oder andere Wege zu gehen. Eine prekäre Situation, die von Arno Frank mit passendem Humor und viel Realitätsnähe geschildert ist. Deshalb macht es einfach Spaß, der Familiengeschichte zu lauschen, die nach Angaben des Autors auf seiner eigenen Vergangenheit beruht. Doch wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion in ihr steckt, das hat er nicht verraten.

Gelesen wird die Schilderung einer aussichtslosen Flucht von David Striesow, der es versteht, die kaum fassbaren Ereignisse zu Gehör zu bringen. Mit viel Einfühlungsvermögen leiht er einem kleinen Jungen seine Stimme, der viel zu wenig Erfahrung besitzt, um zu verstehen, dass sein Vater ein verantwortungsloser Hochstapler ist und er nur der Ball in einem aussichtslosen Spiel. Aber auch den protzenden Vater stellt er nachvollziehbar dar, der mit dem Slogan „Schuften müssen nur die Idioten“ überzeugt von allem ist, was er tut. Dabei passt er seine Interpretation der jeweiligen Figur und der gerade herrschenden Situation an und überträgt die aufkommenden Gefühle, wie Hoffnung und Enttäuschung, Zuversicht und Angst nachvollziehbar auf seine Hörer.

Fazit:
Der ungeschönt geschilderte Trip einer deutschen Familie aus der Pfalz an die Côte d’Azur über Portugal und Lissabon zurück nach Paris, um letztendlich in der bayerischen Provinz der Wahrheit gegenüberzustehen, bewegt und unterhält gleichermaßen. Eine Geschichte, die einem Roadmovie gleicht und doch ganz anders ist.

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